BAUABSCHNITT 24
SANIERUNG DER FAULTÜRME
Wir nennen diesen Bauabschnitt einfach „Sanierung der Faultürme“, weil unsere Riesen doch sehr dominant auf unserer Anlage sind. In Wahrheit umfasst dieser Bauabschnitt weit mehr: Es werden ebenso Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen am Heizhaus, an der Maschinenhalle und an der Gasaufbereitung umgesetzt.
Die Schlammfaulanlage besteht aus drei baugleichen, eiförmigen Faultürmen mit einem Volumen von je 4.500 m3 und einer Höhe von rund 32 m. Derzeit sind nur zwei Türme in die Gaslinie eingebunden, der dritte diente bisher als Faulschlammstapelbehälter (Vorlagebehälter für die Schlammentwässerung). Zukünftig werden alle drei Faultürme als vollwertige Gasproduzenten ausgerüstet. Die Faultürme werden genauso wie der dazugehörige Aufgangsturm und die Brücken zu den Gasdomen baulich saniert (z.B. notwendige Betonsanierungen, Erneuerung der Wärmedämmung und der Fassaden). Weiters wird die gesamte maschinelle und elektrotechnische Ausrüstung der Türme (inkl. aller Einrichtungen in Rohrschächten und Rohrkellern wie z.B. Umwälzpumpen, Wärmetauscher) erneuert.
Das Heizhaus und die Maschinenhalle sind zum einen baulich zu sanieren (z.B. Flachdachsanierung, Fenstertausch), zum anderen wird die Maschinenhalle vergrößert, damit alle zukünftig erforderlichen Aggregate darin Platz finden. Auch diese Bereiche werden maschinell und elektrotechnisch neu ausgerüstet. Geplant ist der Einbau von zumindest drei Turbogebläsen und zwei Blockheizkraftwerken samt der erforderlichen Verrohrungen und Installationen. Ein spezielles Augenmerk legen wir hier auf sicherheits- und brandschutztechnische Maßnahmen, die mit den Umbauarbeiten umgesetzt werden.
Neu errichtet werden in diesem Bauabschnitt eine Fettübernahmestation samt Fettstapelbehälter und eine Gasaufbereitung zur Behandlung des anfallenden Biogases. Dazu ist es auch notwendig, einen Kellerabschnitt der bestehenden Gebäude zu erweitern.
MEILENSTEINE
In chronologischer Abfolge berichten wir über die Meilensteine in der Bauausführung.
10. Mai 2025: Der leere Faulturm bekommt ein Gerüst und die Maschinenhalle einen Anbau
Für die weiteren Arbeiten im Innenraum des Turms wird ein Gerüst benötigt, eine Spezialaufgabe für den Gerüstbauer. Der Turm ist zum einen eiförmig und zum anderen ist keine übliche Aufstandsfläche für das Gerüst vorhanden, da der Turm im Bodenbereich zu einem Spitz zusammenläuft. Sehr penibel wird eine Etage auf die andere gesetzt, Sicherheit hat höchste Priorität. Letztendlich muss der Gerüstbau einer Prüfung durch einen Sachverständigen bestehen, damit dieser „Arbeitsplatz“ für nachfolgende Firmen freigegeben werden kann.
Gleichzeitig wurde mit dem Anbau an die Maschinenhalle begonnen. Hier entsteht ein neuer, von der Maschinenhalle abgetrennter Elektroverteilerraum. Bisher war unsere E-Technik direkt bei den Maschinen bzw. in Räumen mit Abwasserdurchfluss untergebracht. Die da vorherrschende Atmosphäre ist nicht ideal für die elektrotechnischen Anlagen, deshalb werden sie im Zuge der Sanierung überall ausgelagert und zukünftig vor schädlichen Einflüssen geschützt. Und natürlich braucht unsere E-Technik mehr Platz für mehr Leistung auf der Kläranlage.
1. Mai 2025: Vergrabene Elektroleitungen und ein Faulturm, der unsere Zeit beansprucht
Die zukünftige Stromverteilung auf unserer Anlage wird sich komplexer als die bisherige gestalten. Immerhin kommen sowohl zwei neue leistungsstarke Blockheizkraftwerke als auch eine Photovoltaik-Anlage zur Eigenstromversorgung zum Einsatz. Um möglichst wenig Verteilungsverluste im internen Stromnetz zu haben, haben wir uns entschlossen, von der derzeitigen Niederspannungsebene auf Mittelspannung zu erhöhen. Dafür errichten wir zwei neue Trafostationen sowie bündelweise neue, dem Stand der Technik entsprechende Elektroleitungen. Der Leitungsbau ist bereits im Gange und diverse alte Einrichtungen wie beispielsweise Straßenlaternen und Zäune mussten bereits geopfert werden.
Währenddessen erfordert der erste Faulturm, der zur Sanierung ansteht, viel Aufmerksamkeit. Bevor die maschinelle Ausrüstung und die Fassade erneuert werden, steht die Dichtheitsprüfung an. Der Turm ist also bis oben hin mit Wasser anzufüllen. Die erste Prüfung war leider nicht erfolgreich. Also wieder Wasser ablassen, abdichten, wieder mit Wasser anfüllen. Wir reden hier immerhin von 4.500m³ Wasser, das da über Tage in den Turm gepumpt werden will. Das nimmt seine Zeit und mitunter auch unsere Geduld in Anspruch. Aber wir sind positiv – die nächste Prüfung werden wir bestehen.
26. März 2025: Endlich Baustart
Nach monatelangen Planungen bis ins letzte Detail, Behördengängen und zeitintensiven Vergabeverfahren konnte nun der tatsächliche Baubeginn erfolgen. Zum einen entsteht auf einer derzeit ungenutzten Wiese am Kläranlagengelände ein Containerdorf für die Bauzeit. Zum anderen wurde mit den Umbauarbeiten am ersten Faulturm begonnen. Die über 40 Jahre alte Eternit-Fassade samt Dämmmaterial wird abgetragen und fachgerecht entsorgt. Eine verbesserte Wärmedämmung soll zukünftig einen energieeffizienten Betrieb der beheizten Faultürme gewährleisten. Zudem erhalten die Türme eine zeitgemäße Fassade, die – anders als die derzeitigen Eternittafeln – Wind und Wetter auf Dauer standhält.
Währenddessen erfolgen im Hintergrund die ersten Großbestellungen für die neuen Trafogebäude samt der elektrotechnischen Ausrüstung, für die Blockheizkraftwerke und sonstige Aggregate, deren Lieferzeiten den Bauzeitplan maßgeblich beeinflussen. Die Koordination der einzelnen Gewerke ist durchaus komplex und fordert unsere Bauleitung. Nichtsdestotrotz freuen wir uns auf die Bauphase, die nun endlich gestartet werden konnte.
30. April 2024: Betonprüfung am ersten Faulturm
Nach 40 Jahren im Betrieb war es ungewiss, in welchem Zustand sich das Betonbauwerk befindet. Um hier Gewissheit zu erlangen und die Sanierung genauestens planen zu können, wurde am 30. April 2024 eine umfangreiche Betonprüfung durch die Experten der Fa. Smart Minerals GmbH durchgeführt. An mehreren Stellen des Turms – sowohl innen als auch außen – wurde den ganzen Tag gehämmert, gebohrt und dokumentiert. Und das alles geschah von einem kleinen Korb aus, der mittels Autokran durch die obere Öffnung des Turms hinabgelassen wurde. Wahrlich ein kleines Abenteuer!
Das Testergebnis ließ nicht lange auf sich warten und erfreute uns sehr. 40 Jahre Schlamm hinterließen offensichtlich wenig Spuren, der Beton an der Innenseite des Turms ist in Ordnung. Einzig die Brückenauflager brauchen eine umfangreiche Betonsanierung.
8. März 2024: Öffnen des ersten Faulturms
Nach eingehender sicherheitstechnischer Vorbereitung – immerhin arbeiten wir an unserer Gaslinie – konnten wir mit Hilfe eines Autokrans den ersten Faulturm öffnen. Einige Tage zuvor öffneten wir bereits das Mannloch am Turm, um eine ausreichende Belüftung im Turm zu erreichen. Das Abheben des Biofilters und des Betondeckels war ein spannender Moment. Nicht minder spannend war der erste Blick in den Innenraum des Turms. Wie würde wohl die Innenwand des Turms nach 40 Jahre Schlammfaulung aussehen? Wir waren positiv überrascht – der Beton hatte damals wohl eine sehr gute Qualität. Näheres wird die nun anstehende Betonprüfung zeigen.
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